Home Der Erfahrung wegen / Herrschaft der Mittelmäßigkeit

Arme Menschheit! Sie sitzt auf einem Problem fest, das sie selbst geschaffen hat, und ist in einem Strudel der Inkonsequenz gefangen, der sie immer weiter in die Tiefe zieht. Manche meinen, es sei unmöglich, dieser Situation zu entrinnen - dieses scheinbar endlose Netzwerk aus Geschäften, Häusern, Straßen, Kabeln - doch andere weisen darauf hin, dass dieses Gefüge einem Kartenhaus entspricht, das sofort wanken und einstürzen würde, wenn man eines ihrer Fundamente wegnimmt - und viele ihrer Fundamente sind bloß Konzepte. Arme, arme Menschheit!

Der Erfahrung wegen

In unserer geschäftigen, 'wichtigen' modernen Welt muss alles aus einem bestimmten Grund getan werden - und genau da liegt das Problem, denn unsere Beweggründe müssen materiell und konkret sein: Sie sollen Profit machen, Menschen gefallen, ein Ergebnis erzielen und eine Nummer in einem Kalkulationsbogen verändern. Es gibt keinen Platz für Erfahrungen um ihrer selbst willen, wie etwa sich zu verlieben, in einer Sternennacht zu wandern, die Spannung und die Schrecken einer Schlacht zu erleben, oder den süßen Duft des Frühlings im Wald zu genießen. Jede Beschäftigung muss messbare Ergebnisse hervorbringen und sich anhand ihres Geld- und Beliebtheitsgewinns rechtfertigen. Somit lernen wir von Kindesalter an, zu lügen und zu behaupten, dass fast jede Beschäftigung diese Ergebnisse erzielt.

Wir haben vergessen, wie man das Leben genießt, und wo wir in unserer Welt Könige sein könnten, sind wir stattdessen nur ihre Untermieter. Das, was keine materielle Rechtfertigung hat, wird von unserem Radar nicht erkannt, ist unsichtbar. Diejenigen, die bloß reine Erfahrung suchen, sind für uns verrückt, oder einfach nur Hobbyisten. Wir hätten doch gerne, dass sie genau wie der Rest arbeiten gehen und beim Konkurrenzkampf mitmachen. Mit ihnen muss etwas falsch gelaufen sein, weil sie den von der Masse vorgeschlagenen, schlauen Pfad des Individuums nicht betreten. Und die Menschen, die nicht individualistisch denken? Reif fürs Irrenhaus!

Das Beste an unserer erfahrungslosen, modernen Gesellschaft ist, dass wir sie uns selbst aufbürden. Sie hat keinen Führer und keinen Autoritätsmittelpunkt, die gestürzt werden könnte; stattdessen wird sie von uns allen gestützt, die nur arbeiten, um ihr materielles Wohlbefinden zu sichern - und egal ob Hausmeister oder Generaldirektor, wir bürden anderen unsere Lebensweise dogmatisch auf. Und das ist auch gut so - es hält das System in Betrieb, denn ohne das System würden wir alle in Höhlen oder sonst irgendwas leben. Glaub ich. Wenn du nicht für deine eigenen Interessen arbeitest, wird ein anderer kommen und dir deine Chancen, 100% legal, wegschnappen. Es funktioniert besser als die Evolution und nennt sich Sozialdarwinismus.

Weißt du, Erfahrungen sammeln hat keine Funktion. Es bringt nichts hervor. Wo ist das Produkt, das vom Laufband herunterrollt, wo sind die Dollar-Zeichen, wo ist die Fernsehwerbung? Wenn du Dinge wie Erfahrung suchst, ist es wie mit einem Drogenabhängigen - du verarmst, ohne dass du etwas handfestes dafür aufweisen kannst, denn wir anderen sind nicht so leichtgläubig. Wir werden so lange mitmachen, wie es nur geht, denn man weiß nie, wie lang alles noch läuft. Weißt du's?

Herrschaft der Mittelmäßigkeit

Wir sind nicht bereit, in der Öffentlichkeit wertvolle Menschen und wertlose Menschen zu unterscheiden. Es könnte jemanden beleidigen; es verstößt gegen die Idee, dass jeder eine Welt für sich ist, dass jeder, unabhängig von seinen Fähigkeiten, das Potential hätte, Kaiser zu werden (oder sich wenigstens frei zu entscheiden, Hausmeister zu werden). Auch wenn wir Hausmeister hassen und sie für Abschaum halten, tun wir in der Öffentlichkeit so, als ob wir alle wichtig seien, auch wenn viele von uns durch andere Arbeiter ersetzt werden könnten, billigere Arbeiter aus der Dritten Welt, oder, noch billiger, Roboter. Es darf alles nicht laut gesagt werden. Öffentlich gestehen wir nicht ein, dass es irgendeinen Unterschied an Wert zwischen Individuen gibt.

Weil wir Individuen nicht vergleichen können, müssen wir jeden akzeptieren. (Kannst du dir aber ein Computer vorstellen, der keine Zahlen vergleichen kann? Ein ziemlich nutzloses Gerät!) Weil wir jeden akzeptieren müssen, müssen wir die Lüge, dass jeder gleich sei, in der Öffentlichkeit aufrechterhalten. Weil aber unsere Macht nur in der Öffentlichkeit bestätigt wird, wird diese Lüge zum Teil unserer Politik: Ihr seid alle gleich, alle wichtig, und jeder kann alles werden, vom Hausmeister bis zum Kaiser - es gibt keine geborenen Hausmeister, es gibt keine geborenen Kaiser. Jeder ist frei. Et cetera. Weil wir einen begabten Menschen nicht klar von dem Rest hervorheben dürfen, werden wir von Idioten beherrscht.

Denk mal drüber nach: Wenn man keine Ideen ablehnen darf, muss man ein Kompromiss finden, der alle Ideen, außer die offensichtlich irrsinnigen (ich muss Satan meine sechs Kinder opfern), akzeptiert. Der einzige Kompromiss, den man demnach finden wird, ist eine Ideologie, die die Akzeptanz jeder Idee empfiehlt. Ein unendlicher Kreis? Recht hast du; und der Kompromiss wird zum kleinsten gemeinsamen Nenner - alles verblödet, sodass sich bald auch die klugen Menschen wie Idioten benehmen. Ah, Gleichberechtigung - mit der Mittelmäßigkeit unmittelbar verwandt, von unserem Ego und unser Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und nach ständiger Verneinung genährt! Wenn die These, dass unser Körper unseren Geist bestimmt, stimmen würde, hätte nicht nur der Tod eine größere Bedeutung, wir würden auch schon vor unserer Geburt als Hausmeister, Kaiser oder etwas dazwischen determiniert werden können. Es ist nicht fair - es stinkt nach Tod - schickt es fort!

Es wird immer mehr Idioten als schlaue Menschen geben. Wenn du aber jeden die gleiche Macht gibst, ziehen die Idioten alles auf ihre Ebene herunter. Daraufhin herrscht nur Mittelmäßigkeit. Mittelmäßigkeit hemmt den Wachstum besserer Dinge und regt nur das Wachstum der Bevölkerung und der Wirtschaft an. Unsere Technologie verbessert sich zwar, doch sie wird nur mittelmäßig angewendet; die Menschen scheinen Augen, die nicht sehen, und Gehirnzellen, die nicht funktionieren, zu besitzen. Sind sie Zombies? Eins ist sicher: Sie haben uns allen zu Sklaven ihrer kleinsten gemeinsamen Funktion gemacht.

Wir sind wahrlich der Mittelmäßigkeit verfallen und es bleibt uns nichts übrig, als den Idioten die Macht zu entreißen, oder sie zu töten - in 500 Jahren wird kein Hahn mehr danach krähen, falls die Menschheit bis dahin überlebt? Wenn jemand stirbt, erinnert man sich selten an ihn, und das ist in Ordnung, denn neue Menschen werden geboren. Wir haben keinen Mangel an Menschen, doch die meisten sind Idioten und ihr Anteil vergrößert sich, da man, wenn man kein Idiot ist, in dieser Gesellschaft verrückt werden muss. Sie werden uns noch alle zu Sklaven der Mittelmäßigkeit machen. Vergesst den Klassenkampf, vergesst den Kulturkampf - es wird Zeit für einen eugenischen Kampf. Wenn alle Idioten sterben würden, würde das Denken wieder legal werden.

Juli, 12, 2005

Our gratitude to 1191.4814.5102 for this translation.


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